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SOS 2021

sos2021 | 157.777 projekt

die separierung und abspaltung verschiedener lebensbereiche hat in unseren städten zur

entwicklung von monotonen, separierten quartieren geführt. dieser monofunktionalismus wird seit längerem kritisch hinterfragt: ein heterogenes, disperses umfeld ist vielleicht lauter, nicht so blitzblank, nicht immer so reibungsfrei, weil kommunikationslos: aber es ist lebendig und in krisenzeiten wesentlich resilienter, weil alle wichtigen funktionen an einem ort zusammenlaufen.

entwicklung von monotonen, separierten quartieren geführt. dieser monofunktionalismus wird seit längerem kritisch hinterfragt: ein heterogenes, disperses umfeld ist vielleicht lauter, nicht so blitzblank, nicht immer so reibungsfrei, weil kommunikationslos: aber es ist lebendig und in krisenzeiten wesentlich resilienter, weil alle wichtigen funktionen an einem ort zusammenlaufen.

auch graz ist dementsprechend entmischt, auch wenn der kleine maßstab viele homogenitäten nicht wirklich augenscheinlich werden lässt. ganz graz? nein! in der inneren stadt, in gries, gibt es noch orte, die dem funktionalismus widerstand geleistet haben. diese entwicklung mag auch damit zu tun haben, das gries eben auf der „falschen“ murseite liegt und seit dem mittelalter eher für gepflegte ausschweifungen und revolten als für agenturbetreute schnieke innenstadtevents bekannt war, und auf der todo-liste der stadtplanung geringere priorität hat. im projektgebiet existiert eine bunte mischung aus wohnen, produzieren, dienstleisten und das garantiert nicht nur lebendigkeit, sondern soziale teilhabe, kommunikative nachbarschaft, kulturelle vielfalt, lokale versor- gung und kurze arbeitswege.

ein eingriff in eine derartige (raum-)kultur ist riskant, wenn man das risiko der gentrifizierung in betracht zieht.
dennoch wollen wir respektvoll daran arbeiten, die eigenart dieses quartiers zu erforschen, und die bestehenden qualitäten nicht zu zerstören, sondern zu erweitern: wo liegen neue möglichkeiten von kooperativen nutzungen von gewerbeflächen, wie lassen sich arbeitsplatz und wohnort gut verbinden, welche freiflächen benö- tigt man für all das, was nicht wohnen oder arbeiten ist?

sos2021 | 157.507 entwerfen 4

wir werden mit der entwicklung von unterschiedlichen typologien und funktionen, wie zum beispiel werkstätten für verschiedene produktionen, ateliers, wohnen für künstler, touristen, … arbeiten.

hinter und zwischen gepflegten und glitzernden fassaden im zentrum von hartberg finden sich auch einige leerstände, die ein zweites leben brauchen. leerstand betrifft alle arten von immobilien, von geschäfts- und gewerbeimmobilien bis hin zu leerstehenden wohnungen. während der wohnungsleerstand nicht so augenfällig ist, sind leerstehende erdgeschosszonen besonders prägend für das ortsbild, wobei nicht nur die „materiellen“ folgen im sinne der baulichen verfallserscheinungen das ortsbild an empfindlicher stelle treffen, sondern auch jene soziokulturellen „begleiterscheinungen“, die an der schnittstelle zwischen gesellschaft und raum erzeugt werden. das erdgeschoss als fundament, als sockel des hauses, bildet dessen „grundlage“ und ist nicht nur visitenkarte der bewohner, sondern als verbindung zwischen innen und außen, öffentlich und privat auch entscheidend für die räumliche atmosphäre der stadt. diese interaktion oder eben die kommunikation zwischen straßenraum und gebäude wird durch leerstand unterbrochen.

in unserer übung untersuchen wir chancen der innen- und aussenentwicklung, die ränder und übergänge zwischen bäuerlichen, touristischen und städtischen lebensformen, maßgebende orte und gegebenheiten und die nutzung der freiräume und gemeinschaftsflächen. unsere aufgabe wird der entwurf von entwicklungsszenarien und deren räumliche gestaltung sein.

sos 2021 | 157.514 workshop 2

(un)gewohnt_produktiv

in unserem workshop untersuchen wir zuerst chancen und potentiale der innen- und aussenentwicklung, die ränder und übergänge zwischen bäuerlichen und städtischen, touristischen und heimischen lebensformen, maßgebende orte und gegebenheiten wie die durchfahrten, den marktplatz und die nutzung der freiräume und gemeinschaftsflächen, um schließlich an geeigneter stelle kreative räume zu schaffen, die einerseits – regional – als  treffpunkt und austausch zwischen den vertretern der gemeinde und den bewohnern von hartberg dienen, als auch  – überregional – eine  schnittstelle zwischen hartbergern und besuchern von außen bilden sollen.

Projekt: Orizzontale, Casa do Quarteirao, São Miguel Island, 2016

Foto: Sara Pinheiro

sos2021 | 157.812 wohnen im soziologischen diskurs

Anmerkung: verpflichtendes wahlfach zu projekt 157.777
diese lehrveranstaltung ist nur gemeinsam mit der lv 157.777 projektübung absolvierbar.

selbst bei bester sozialer absicherung bleibt die frage, was bedeutet es, vom arbeitsmarkt abgekoppelt zu werden? andererseits: ist eine tätigkeit erst wertvoll, wenn sie bezahlt wird?

nach unserem namen (der genetischen zugehörigkeit) und dem wohnort (der räumlichen dimension) geben wir als dritten an- haltspunkt bei einer vorstellung meist unseren beruf an – als eine vermeintliche stabile soziale identität.

nicht erst corona, sondern schon die vorangegangenen entwick- lungen rund um die neoliberale marktwirtschaft und deren krisen haben gezeigt, dass diese beruflich induzierte „stabilität“ mehr als brüchig ist: aktuell leben wesentlich mehr menschen in prekären arbeitswelten als je zuvor, und die zahlen der arbeitslosen steigen.

irgendwo angesiedelt zwischen mühsal und anstrengung („im schweiße deines angesichts sollst du dein brot essen,[…]“, 1. buch mose 3,19), und dem berühmten recht auf arbeit (dem recht, bei freier berufswahl und sicherung der menschlichen würde arbeiten zu können, erklärung der menschenrechte 1948), liegt eine ganze skala von bedeutungsmöglichkeiten, die eine (berufliche) tätigkeit, ein job, eine bezahlte oder unbezahlte arbeit, für uns alle hat.

ergänzend zu diesem thema bietet das projektgebiet die chance, wichtige themen der soziologie aus der sicht der architektur zu betrachten – und umgekehrt!

sos2021 | 157.809 Sozial-räumliche experimente des Wohnens

Anmerkung: verpflichtendes wahlfach zu projekt 157.777
diese lehrveranstaltung ist nur gemeinsam mit der lv 157.777 projektübung absolvierbar.

in zeiten der pandemie sehen wir, dass das homeoffice auch große schwächen aufweist: vorausgesetzt, man hat den benötigten platz, fehlt es oftmals am sozialen kontakt oder an der möglichkeit, gewisse ressourcen (werkzeug, rohstoffe oder auch fachwissen) zu teilen.

räume waren ursprünglich nicht eindeutig handlungsbezogen determiniert: ein mittelalterliches haus würde man gemäß heu- tiger terminologie eher als multifunktionale produktionsstätte bezeichnen, die je nach bedarf für verschiedene aktivitäten offen ist, gleichzeitig oder nacheinander.

heute längst aus unseren wohnräumen verbannte handlungen wa- ren über das spätmittelalter hinaus eng mit diesen multifunktions- räumen verbunden: kinder erziehen, krankenpflegen, sterben und „tot-sein“ aber vor allem produzieren/arbeiten fanden „zuhause“ statt, nicht in schule, krankenhaus/ hospiz/ aufbahrungshalle oder eben büro/fabrik.

im seminar werden wir parallel nutzflächen von „wohnraum“ und „arbeitsplatz“ , deren definition und bedeutung, sowie die ver- schiebung der grenzen zwischen wohnen und arbeiten im hinblick auf gegenwärtige entwicklungen thematisieren.

diese flächen, genauer: die ihnen zugrunde liegenden „mobilien“, gerätschaften oder möbel, aber auch anforderungen wie zum beispiel die eines speziellen handwerks, werden auf eine neu
zu entwickelnde kombinatorik der einzelnen räume oder deren konstituierende elemente überprüft, neu interpretiert und zusam- mengesetzt.

sos2021 | 157.807 wohnbauprogramme: öffentliche und private raumerfindungen

Untersuchung sozialer relevanz von historischen und aktuellen wohnbauprojekten. soziologische, kulturanthropologische und architektonische methoden der betrachtung und analyse von binnengrundrissen und wohnumfeld. differenzierung von privaten, gemeinschaftlichen und öffentlichen räumen. themenstellung mit wechselnden schwerpunkten in korrelation mit den jeweiligen semesterthemen des institutes für wohnbau

in bezug zum aktuellen semesterthema un_gewohnt produktiv  widmen wir uns heuer der recherche von internationalen referenzbeispielen zu arbeiten/wohnen/coworking. hier sind gleichermassen beispiele zu bürotätigkeiten, wie auch werkstätten, manufakturen, usw. angesprochen.

Im sinne einer analyse von binnengrundrissen und wohn/arbeitsumfeld, ebenso deren relation zu den aussenräumen/öffentlichen Räumen, untersuchen wir die relationen dieser (alltäglichen) tätigkeiten, und direkt daraus abgeleitet, deren räumliche und organisatorische verknüpfung.

wichtig wird in diesem zusammenhang auch die organisatorische (und rechts) form dieser referenzbeispiele sein (kooperative, verein, miteigentümergemeinschaft, …), was ja direkten einfluss auf die art und weise dieser kooperationen hat.

konkret werden wir an der innerstädtischen  entwicklung der gemeinde hartberg arbeiten. hinter und zwischen gepflegten fassaden im zentrum von hartberg finden sich auch einige leerstände, die ein „zweites leben“ brauchen. hier werden wir  unsere diskussionen beginnen.

Hartberg, mit ihre 3000 Jahren Kulturgeschichte, ist eine Stadt im Osten der Steiermark und sie liegt etwa 40 km nordöstlich der Landeshauptstadt Graz. Hartberg war einst im Mittelalter erster Versammlungsort des Adels in der steirischen Mark und es glänzt heute als gourmetgerechte, freundlich gemilderte Kulturstadt für Schwärmer, Träumer und Genießer. Seit 2008, hat die Stadt Hartberg als zweite Stadt in Österreich die international renommierte Zertifizierung „Città Slow “erhalten (neben Enns in Oberöstrreich und Horn in Niederösterreich)[1]

integraler teil des seminars wird der diskurs zwischen studierenden, betreuern, gemeinde und bevölkerung sein, mit dem zweck die innere entwicklung stadt hartberg positiv zu verändern. die studierenden werden in gruppen geteilt, um diese diskussion zu intensivieren und zu erleichtern.


[1] https://www.steiermark.com/de/steiermark/staedte-orte/hartberg_c1111

sos2021 | 157.505 entwerfen 2

wohnungen werden noch immer vorwiegend für kernfamilien in monofunktionalen wohnbauten geplant und gebaut. die individualisierung der bewohner und die diversität der gesellschaft erfordern innovative wohnformen in hybriden gebäuden. begegnungszonen fördern die gemeinschaft und lassen neue beziehungen und soziale strukturen ähnlich einer ländlichen großfamilie entstehen. wir werden das beispielhaft in kleinem masstab – in einer baulücke – durchspielen.

sos2021 | 157.811 wohnexperimente als räumliche praxis

was wurde aus mister x?

in der vortrags- und diskussionsreihe wohnbautetris wurden neben der präsentation von gebauten wohnbauexperimenten zahlreiche aussagen und fragen zu regionalen und internationalen wohnbaubeispielen und architekturtheorien aufgeworfen. die vertiefung und weiterführung dieser themen  (z.b. „was wurde aus  mister x von innocad?“) in form von seminararbeiten ist die aufgabenstellung dieser lehrveranstaltung, wobei einerseits themenbereiche vorgeschlagen werden, andererseits selbst gewählte theorien und wohnexperimente recherchiert und thematisiert oder auch selbst kreiert werden können.

friedrich achleitner, werner hollomey, eugen gross, harry glück
foto: werkgruppe graz