post-bubble-matters
prekariat oder anpassung?
freelancer, selbstständige, springer mit mehrfachjobs, working nomads, digitale boheme, langzeitpraktikanten, working- poor…
die neuen erwerbsstrukturen der „post-bubble-ära“ tragen unterschiedliche bezeichnungen, doch eine offensichtliche gemeinsamkeit lässt sich nicht abstreiten: ein anforderungsprofil, das vom großteil eine hohe flexibilität bei meist geringer entlohnung und unsicheren zukunftsaussichten ohne sozialer absicherung fordert. kurzanstellungen, selbstausbeutung, unsichere vertrags- und arbeitsverhältnisse etc provozieren zukunftsängste, selbstzweifel und perspektivenlosigkeit. ist das der preis dieser scheinbaren unabhängigkeit mit freier zeiteinteilung?
die creative industries sind seit jeher ein wirtschaftszweig, dessen akteure sich mit der latenten gefahr eines prekariats konfrontiert sehen. -je unangepasster desto unsicherer. die bereitschaft für die kunst zu leiden (leidenschaft) geht mit dem verzicht auf unnötiges und einer freiwilligen einfachheit einher, die sich in unterschiedlichen ausprägungen artikuliert.
innerhalb dieser idealistischen gruppierungen haben sich subsysteme etabliert, die ein selbstbestimmteres leben mit alternativen methoden ermöglichen sollen. (kibbuze, kommunen, die autonome szene, künstlerkolonien wie monte verità, sind keimzellen alternativer lebensentwürfe und wertvorstellungen.) sie versuchen eine größtmögliche unabhängigkeit zu erreichen, sich von etablierten strukturen zu lösen und sie wenn möglich zu unterwandern.
der gedanke, eine größtmögliche unabhängigkeit von allzu komplexen, labilen systemen zu erreichen, findet seit einigen jahren auf grund von ereignissen wie wirtschaftskrisen, spekulationsblasen, ressourcenknappheit, überwachung, energiepreise, mietpreise, endzeitspekulationen etc. auch eingang in weniger avantgardistisch denkende gesellschaftsgruppen. dieser vertrauensverlust geht mit einem größer werdenden interesse einer breiten bevölkerungsschicht hinsichtlich formen der selbstermächtigung und selbstorganisation einher und spiegelt sich in trends wie small-homes, microhomes, urban gardening, urban beekeeping, fahrradfahren, intelligentem konsum, diy etc.
die zentralen fragen des workshops sind – wie viel platz / infrastruktur / ressourcen oder wachstum brauche ich in meinem eigenen leben und wirken tatsächlich um meinen alltag erfolgreich und zufrieden zu gestalten? wie viel unseres lebensstandards beruht auf (nicht mehr zeitgemäßen) gesellschaftlichen normen oder wird uns vom system suggeriert? wie frei fühlen wir uns und wie viel freiheit brauchen wir?
wir möchten in einem experiment versuchen unsere gewohnte infrastruktur so weit wie möglich zu reduzieren ohne dabei unserem wohlbefinden oder unserer arbeitsleistung zu schaden. nach dem prinzip – weniger ist mehr – sollen konzepte erarbeitet, visualisiert und konstruiert werden. die zu bestimmende infrastruktur reicht dabei von der nahrungs- und energieversorgung bis zu mobiliar und behausung.