„Die Konsumentenökonomie des 20. Jahrhunderts hat erstmals eine Kultur hervorgebracht, die sich durch einen Bettler an nichts erinnert fühlt.“ John Berger in „Der europäische Augenblick“
Das 21. Jahrhundert schließt mit seiner „Kultur“ beim Vorangegangenen wohl nahtlos an, nur sind die Methoden und Machenschaften der Besitzenden Klasse wesentlich perfider und rücksichtsloser geworden. Für viele ist ein Überleben nur durch systematische Selbstausbeutung mittels schlecht bezahlter Teilzeitjobs möglich. Und dies betrifft mittlerweile alle Berufs- und Ausbildungsfelder. Die Gesellschaft reagiert darauf, mit Ausgrenzung, Verleugnung und Verdrängung. So regiert auch beim Thema der Wohnungslosigkeit heute überwiegend die Meinung, dass diese selbstgewählt oder selbstverschuldet sei. Angesichts der wahnsinnigen Finanzmärkte und deren Schergen und der daraus resultierenden angespannten Arbeitsmarktsituation sowie verfehlten Bildungspolitik usw. kann diese Meinung wohl nur ein Zyniker vertreten. Und doch scheint es, dass eine der „reichsten“ Gesellschaften der Erde sich dem Thema der Wohnungslosigkeit, nur ungern stellt.
Ziel dieses Entwerfens ist es, durchaus politische und gesellschaftspolitische Fragen zu formulieren und diese, wenn möglich auf dem „architektonischen“ Feld zu beantworten. Ab und zu ist selbst die Architektur in einem positiven Sinn politisch? Beispielhaft seien hier einige Fragen angerissen.
„Die Grenze ist nicht, wobei etwas aufhört, sondern die Grenze ist jenes von woher etwas sein Wesen beginnt.“ Martin Heidegger in „Bauen Wohnen Denken“
Obwohl der Standort für dieses Wohnheim für dieses Entwerfen schon „geklärt“ ist, in der Realität liegt bei der Standortdebatte die erste große Hürde, kommt dem Kontaktraum zur Umgebung bei dieser Wohnform ein entscheidende Bedeutung zu. Wer zeigt sich dem Anderen? Öffnet sich das Haus der Wohnungslosen zur Umgebung der Wohnenden? Heißt die Umgebung, in einem Akt der Gastfreundschaft, die Neuankömmlinge willkommen oder nicht? Lassen sich funktionale Synergien an dieser Grenze finden, oder müssen sich die Wohnungslosen vor dem Alltag der Außenwelt verstecken?
Welche Antwort findet man auf den Fakt, dass ein Großteil der Bewohnerinnen diese Wohnform und die dazugehörige Wohnung nicht aus freien Stücken wählen.
Für eine Vielzahl der Bewohnerinnen ist dies kein Übergangswohnen sondern die letzte Station.
Physische und Psychische Alkohol- und Drogenprobleme bestimmen oft den Alltag. Dies führt meist zu einem sehr ruppigen Umgang mit den Mitbewohnerinnen und wie auch mit der baulichen Substanz. Ist es möglich ein robustes aber dennoch flexibles bauliches Gerüst zu entwickeln, das diesen Ansprüchen genügt?
„Genug wäre gewonnen, wenn Wohnen und Bauen in das Fragwürdige gelangten und so etwas Denkwürdiges bliebe“ Martin Heidegger in „Bauen Wohnen Denken“
wohnlabor_aufgabenstellung (pdf, 1,2mb)
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wohnlabor_beispiel präsentationsplakat (pdf, 8,2mb)
wohnlabor_pläne und perspektiven als illustrator dateien (zip, 11,6mb)